„Der Zorn Gottes“ beim Musikfest Berlin

10.09.2022  ·  Fabian Schellhorn (Fotos)  ·  Festivaltournee SEP 2022

Die zweite Station dieser Festivaltournee führte das Gewandhausorchester zum Musikfest Berlin. Neben Schostakowitsch und Beethoven hatten Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und sein Orchester einen weiteren musikalischen Leckerbissen für das Philharmonie-Publikum dabei: die Deutsche Erstaufführung von Der Zorn Gottes von Gewandhauskomponistin Sofia Gubaidulina.

Die 1931 im tatarischen Tschistopol geborene Sofia Gubaidulina hatte es als Komponistin nicht immer leicht: in der Sowjetunion stießen ihre Werke auf Ablehnung bei den kommunistischen Kulturfunktionaren. Doch Dmitri Schostakowitsch, der selbst jahrelang unter massiven Repressionen der sowjetischen Führung zu leiden hatte, ermutigte die Komponistin, unbeirrt ihren Weg weiterzugehen. Sofia Gubaidulina hat beharrlich ihren Weg weiterverfolgt, obwohl ihre Werke noch in der 60er und 70er-Jahren durch ein offizielles Aufführungsverbot von den Spielplänen in der Sowjetunion verbannt blieben.

Vielleicht erklärt das die Tatsache, dass ihr umfangreiches Oeuvre erst in den 90er-Jahren vom Gewandhausorchester entdeckt wurde: Am 11. März 1993 wurde im Festkonzert zum 250. Jahrestag des Gewandhausorchesters unter der Leitung von Kurt Masur erstmals ein Stück von Sofia Gubaidulina aufgeführt: Offertorium für Violine und Orchester. Initiiert wurde diese Aufführung durch einen anderen Unterstützer der Komponistin, den Geiger Gidon Kremer, der Offertorium im Leipziger Konzert selbst interpretierte.

Die russische Komponistin passt perfekt zum Gewandhausorchester, bekannte sie doch selber: Bach und Beethoven – das ist mein Anfang und mein Ende – zwei Komponisten, die mit dem Orchester bekanntlich aufs Engste verbunden sind. So liegt es geradezu auf der Hand, Sofia Gubaidulina für drei Spielzeiten 2020 bis 2023 den Titel „Gewandhauskomponistin“ zu verleihen. Im Rahmen dieser Tätigkeit komponiert sie für das Gewandhausorchester Prolog für Orchester.