Das Gewandhausorchester und die Osterfestspiele Salzburg

21.03.2023  ·  Dirk Steiner (Text) | Gert Mothes (Fotos)  ·  Osterfestspiele Salzburg 2023

1990 wurde das Gewandhausorchester als Festivalorchester zu den Salzburger Osterfestpielen eingeladen. Zustande kam das Gastspiel aufgrund des Rücktritts Herbert von Karajans als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Das Berliner Orchester wurde mit der Gründung der Osterfestpiele durch Karajan in Salzburg automatisch das Residenzorchester an der Salzach. Diese Stellung verlor es mit der Kündigung seines Chefdirigenten.

Doch ganz wollten sich die Berliner nicht aus dem Festival drängen lassen, sodass nur für die Opernaufführungen und ein Konzertprogramm im Jahr 1990 und 1991 ein anderes Orchester gefunden werden musste. Wien und Dresden waren im Gespräch, schließlich sollte das Gewandhausorchester die Fidelio-Produktion übernehmen – einmal unter Karajans Leitung, einmal unter dem Dirigat von Bernhard Haitink, Kurt Masur sollte Konzertprogramme leiten.

Karajan verstarb jedoch unerwartet am 16. Juli 1989, sodass Kurt Masur die Fidelio-Aufführungen des Jahres 1990 bei den Osterfestspielen übernahm. Dieser Auftritt ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, vor allem aber wegen der überraschenden Nachricht, die am Karfreitag ins zweite Festival-Wochenende platzt: Kurt Masur wird Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra. Zudem wurde bekannt, dass die Berliner von 1991 wieder als Residenzorchester zu den Osterfestspielen zurückkehren. Abergläubige Menschen hätten das vielleicht als Omen für das diesjährige Gastspiel des Gewandhausorchesters lesen können, tritt doch erneut diese Wendung ein: Die 2022 angekündigte Neuausrichtung der Osterfestspiele mit wechselnden Residenzorchestern ist ab 2026 wieder passé, wenn das Gründungsorchester aus Berlin ein zweites Mal zurückkehrt als Residenzorchester der Osterfestspiele.